Journal 11: "Ein Jahr ist schnell vorüber"
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Journal 11: "Ein Jahr ist schnell vorüber"

Das letzte Update im Journal war im März. Das ist schon ein bisschen her. Seitdem ist viel passiert, in der Welt da draußen, aber auch bei mir.

Ende April war ich in Norddeutschland wandern. Hier Emden, eine wunderschöne Stadt, bei Nacht
Ende April war ich in Norddeutschland wandern. Hier Emden, eine wunderschöne Stadt, bei Nacht

Im April bin ich also wieder nach Deutschland gezogen. Die ganze Geschichte gibt’s irgend wann einmal, frag mich einfach über ein Bier, wenn wir uns mal sehen. Aber Fakt ist, dass ich nicht mehr so weiter machen durfte und konnte, und deshalb eben aufgehört habe.

Im Mai war ich dann recht viel unterwegs. Rothenburg ob der Tauber, Würzburg, Koblenz, wieder Emden, Groningen, und endlich Amsterdam für Bewerbungsgespräche und Wohnungssuche. Zum Glück habe ich noch Monate bis ich eine Wohnung brauche, aber es sieht mehr und mehr danach aus, dass ich in Haarlem wohnen werde und den Zug nach Amsterdam nehme, wie recht viele Menschen.

Juni ging es noch einmal zurück nach Zypern, Wohnung auflösen und Tschüß sagen. Den Rest des Monats habe ich dann mehr oder weniger mit Planung und Einkauf verbracht, viel Vorfreude auf die kommenden Monate, aber auch etwas Angst, dass ich das alles nicht wirklich schaffe.

Die Wanderung

Wandern in der spanischen Hochwüste
Wandern in der spanischen Hochwüste

Juli bis Oktober (mit der Ausnahme zweier Wochen im September) war ich dann unterwegs. Jeden Morgen lupfte ich meinen Rucksack auf den Rücken, lief 30 Kilometer, kam an, trank einen cafe con leche, aß patatas bravas und tortilla de patatas, bestellte mir ein Bier am Tresen, und schlief in dem bald sehr familiären Sud aus Schnarchen, Furzen, mitternächtlichen Ehestreitigkeiten, Sex, und anderen Dingen die mich nicht mehr störten.

2900 Kilometer kamen damit am Ende zusammen. Und eine ganze Menge Entscheidungen, die ich unterwegs traf. Wenn man jeden Tag 30 Kilometer läuft dann schert das den Körper nach einer Woche gar nicht mehr. Man merkt gar nicht, dass man läuft, und das Hirn hat freie Bahn sich selbst zu entfalten. Da mag ich den englischen Ausdruck sehr gerne: “Make up your mind” – auf der einen Seite übersetzt sich das als “entscheide Dich”, aber “to make up” bedeutet auch “aufräumen”, und genau das ist passiert.

Irgendwo in der spanischen Hochwüste habe ich dann den Entschluss gefasst, mein Hobby mehr zum Beruf zu machen. Sensoren, wie sie in modernen “Smart”-Uhren sind, von der Apple Watch über Garmin bis hin zur Galaxy oder Pixel Watch, Ringe, die Temperatur und Schlaf messen, und Wearables wie Glukose- und Herzrhythmus-Messer, sind jetzt schon fast nicht mehr aus dem Leben der meisten Menschen wegzudenken. Und die Dinger sind eine gute Sache und wichtig. Was jetzt passieren muss, sind drei Dinge: die entsprechenden Kenntnisse an Ärzt:innen und Therapeut:innen vermitteln, die Daten konform und sicher auswerten, und mündige Nutzer schaffen, die die Risiken, aber auch die Vorzüge dieser “Connected Health” Strategie kennen.

In Muxia angekommen, war der Plan dann mehr oder weniger reif für einen ersten “Business Plan” und Gespräche mit Anbietern. Das ging erstaunlich schnell und einfach, es scheint hier wirklich Bedarf zu geben, diese Dinge auf solide medizinische Fundamente zu stellen.

Nach der Wanderung

Nach 2900 Kilometern ist das Heimkommen schwer. Man vermisst das Laufen, kann sich mit den Alltäglichkeiten des Alltags nicht mehr abfinden. Irgendwie habe ich es dann doch geschafft, meinen Computer hochzufahren und erste Schritte zu gehen. Das führte zu einem Blitzvortrag bei einem Public Health Treffen der WHO, Gesprächen mit Partnern, und ersten Schritten im Code.

Zurzeit gehe ich immer noch so viel, wie ich jeden Tag kann. Wenn es sein muss, dann auch mit Poncho im Regen. Laufen ist schön und ich habe die besten Ideen, wenn ich in Zone 2 (Herzrhythmus) auf Feldwegen dahin trabe. Ich genieße meinen Kaffee mit Milch beim Bäcker, telefoniere viel, schreibe viel, und denke mehr. Irgendwie gerade ein geiles Leben, auch wenn ich es nicht erwarten kann, sonnigere Herbsttage und damit Wanderwetter zu bekommen.