Häusle II

Jetzt sind mittlerweile alle Kartons aus dem alten Haus und dem Zwischenlager eingetroffen, was sich besonders durch einen zugestellten Keller und ein ebenso zugestelltes Wohnzimmer bemerkbar macht. Den Schwedenofen konnte ich daher auch beim Schnee erstmal nicht aktivieren, aber bald bin ich ja „frei“ und kann mich um den Rest des Einzuges kümmern.

Meinen Arbeitsplatz habe ich, wie ich es mag, spartanisch gestaltet. Seit 2011 nutze ich schon keinen Desktop mehr, das hat damals mehr wehgetan als es heute tut, aber ich mag das Gefühl mit meiner Arbeit „eingesperrt“ zu sein, so ganz und gar nicht. Ich will wissen, dass ich genau jetzt einfach alles abbrechen könnte und mit kleinem Gepäck in ein Café gehen, oder in einem Zug weiterzuarbeiten.

Das kann man auch mit ganz viel Scripten und Kopieren machen, aber einfach den Laptop zum Arbeitstier erheben ist so viel einfacher.

Hach, wo wir gerade davon reden… bin gleich wieder da.

Ok, Mikka aus dem Café hier. Mit einem Kaiserschmarrn vor mir, einer dampfenden Tasse Kaffee, und meinem Computer. So muss Leben sein.

Mein Kaiserschmarrn, so muss das.

Und weil das Leben so sein muss, denke ich viel über die nächsten Schritte nach. Die kommen am 1.1.2025, wenn ich offiziell… ach, machen wir’s doch mal publik.

Ab dem neuen Jahr bin ich ganz offiziell nicht mehr angestellt. Ich werde mich, mehr oder minder, zwei oder drei Jahre in die Selbstständigkeit begeben, um in dieser Zeit ein Studium der Medizindidaktik abzuschließen, vielleicht ein wenig YouTube zu machen, viel zu reisen, viel zu wandern, und mich auf den, wie ich das jetzt sehe, letzten großen Umschwung in meinem Leben vorzubereiten.

Vor etwa fünfzehn Jahren habe ich mal ein Video auf dem jetzt toten Medimikka Kanal auf YouTube gemacht. Eines der wenigen, von denen ich wünschte ich hätte es gespeichert. Es ging um die Arten der Veränderungen.

Da gibt es Treppensteiger, die sich durch stetiges Steigen verändern. Sie wissen schon am Anfang, wo sie am Ende sein werden und wollen, wenn nichts dazwischenkommt. Der Aufwand ist absehbar, das Risiko auch. Viele Menschen sind Treppensteiger, und nicht wenige haben Gründe (oder Ausreden) warum es auf genau dieser Treppenstufe genau richtig und gut ist, und man erstmal nicht weitersteigen will.

Dann gibt es die Lianenmenschen. Ich bin so einer. Man schwingt von Ziel zu Ziel, von Veränderung zu Veränderung, aber immer mit einer Liane fest in der Hand. Die lässt man erst dann los, wenn die andere Liane ebenso fest umfasst ist. Und auch hier kann es sein, dass man lieber an dem alten Strang festhält, lieber einfach da bleibt, als die Energie und den Schwung aufzubauen, zur nächsten Liane zu schwingen, diese fest zu greifen, und dann von der lieb gewordenen ersten loszulassen.

Und dann gibt es die BASE-Jumper. Chute gepackt steht man an der Kante und springt einfach. Man hofft, dass er eigene Skill ausreichend ist, dass der Chute richtig gepackt ist, und dass man alles richtig macht, bevor man am Boden ankommt oder aufschlägt. Hochrisiko, aber auch seht belohnend, wenn man es schafft.

Der eigene Skill und das eigene Risiko steigt von Treppe über Liane zu BASE-Jump. Wie gesagt, war ich bisher immer ein Lianenmensch, aber das hier wird ein BASE, und mir geht ordentlich die Muffe.

Naja, erstmal einen Monat noch einziehen, das Haus auf Trab bekommen, den Schwedenofen anmachen, und dann sehen wir weiter. Wenn alles schlimm auf schlimm kommt, kann ich immer noch wieder als Tellerwäscher oder Koch anheuern. Die braucht’s auch immer.

Mikka
Mikka
Ultrahiker und Ultra-Light Hiker. Technopilger, T1D, Mediziner. Was sonst?

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