Wird Zeit, dass ich dem Ganzen mal eine Seite widme. Ohne viel Außenrum, einfach die Basics, weil es ja doch gelegentlich aufkommt und ich dann weniger erklären muss.
Was ist das?
Unter Ultrahiking versteht man Wanderungen, die entweder mehrere Tage lang mit 50 oder mehr Kilometern am Tag stattfinden, mehrere Tage lang mit mehr als 2000 Höhenmetern gesamter Aufstieg sind, oder über 750 Kilometer ununterbrochen stattfinden.
Anders als „normales“ Wandern (ein saugeiler Sport, no shade), wird Ultrahiking als Leistungssport verstanden, bei dem Training und Vorbereitung genau so wichtig sind, wie die Ausführung selbst.
Wer kann das?
Jede:r kann das. Ehrlich. Oder, besser: nach Absprache mit dem medizinischen Personal Deines Vertrauens ist es wahrscheinlich, dass auch Du auf Ultrahikes trainieren kannst. Vielleicht nicht sofort den 100er um den Starnberger See, oder den 1000er von Frankreich nach Portugal, aber fast jeder Mensch kann sich auf einen Ultrahike hin trainieren.
Das Problem ist oft, dass es Menschen gibt, die mit „ich laufe seit ich ein Jahr alt bin, wie schwer kann Laufen denn sein?“ in diese Aktivität einsteigen. Und, ja, sie haben recht. Jede:r kann das. Die Grundlagen bringen wir alle (siehe unten) mit, die „Leistung“ im Leistungssport ist, wie alle anderen Sportarten aber eine Frage des regelmäßigen, sich steigernden, Trainings.
In der UH Community finden sich auch Menschen mit Amputationen, Menschen nach einer Lungentransplantation, Menschen mir Herz- und anderen chronischen Problemen. Hier ist es doppelt und dreifach wichtig, sich mit der Ärzt:in abzusprechen, aber am Ende ist es Hirn, nicht Hose, die so einen Hike möglich machen. Meine persönlichen Held:innen sind eine blinde Französin, die mit ihrem sehenden Mann wandert, ein Stage-4 Prostata-Krebspatient aus den USA, eine doppelt-amputierte Spanierin, eine ehemals morbid adipöse Deutsche, und viele Andere in dieser Gruppe.
Was sind die Probleme?
Fangen wir wirklich mal damit an. Das größte Problem ist die Zeit. Ultrahiking ist ein Ausdauersport der, anders als selbst Marathons, nicht in Stunden sondern Tagen und Wochen gemessen wird. Ob Aktivität oder Training, nicht viele Menschen haben die Zeit jedes Jahr mehrere Wochen zu trainieren und dann ein Monat lang zu laufen.
Dazu kommen die Kosten so eines Sports, von Übernachtungen hin zu Schuhen. Schuhe? Ja, als Ultrahiker nutzen wir, außer für Höhenmeter-Aktivitäten, Trail Runners. TR sind häufig bis 1000 Kilometer wanderfest. 1000 Kilometer laufen wir auch mal im Training in 2 Monaten ab, bei einem Ultrahike sind das dann schon 2000 in 45 bis 50 Tagen. Nicht nur läuft das Schuhe kaputt, es bedeutet auch, dass wir für diese längeren Hikes mehrere Paare schon eingelaufen mitbringen müssen.
Wenn Interesse besteht kann ich mal eine Schuh- und Ausrüstungs-Liste machen.
Warum?
Wandern ist verdammt gesund. Neben Herz-Kreislauf sind auch Arteriosklerose und Verdickungen, Lungenfunktion, antioxidative Zellfunktionen, das Immunsystem, Muskeln und Sehnen und vieles mehr sehr positiv durch das Wandern beeinflusst. Dazu muss man echt nicht Ultrahiken. Es reicht schon, alle Wochenenden mal 10-20 Kilometer zu wandern. Und dann gibt es Menschen wie mich, die alles übertreiben müssen. Ob aus dem „Mit dem Fahrrad zur Arbeit“ ein „Mit dem Fahrrad nach Italien“, oder aus dem „ich jogge so 2, 3 Mal die Woche“ ein „Heute ein Ultramarathon“ wird… manche sind halt so. Ich, und ein paar Genossen und Genossinnen eben beim Wandern.
Ultrahiking ist ein sehr extravertierter Sport. Nicht nur trifft man in den Cafés und Restaurants auf dem Weg und am Tagesende auf Andere, zusammen läuft es sich (streckenweise) auch immer ganz schön. Weil man meistens in Herzfrequenzzone 2 ist, kann man sich da auch gut unterhalten.
Zudem ist UH zwar ein Wettkampfsport, man kämpft aber selten bis nie gegen Andere und immer gegen den eigenen Rekord. Man freut sich, wenn Andere im Ziel ankommen, es gibt wenig bis keinen Zielneid, und man hilft sich gegenseitig aus. Ein schöner Sport.
Wo?
Deutschland als Land der Wanderer… das war einmal. Heute ist Deutschland das Land der Tourismusvereine und Fahrradfahrer, was das Wandern teuer und oft sehr unschön macht. Trotzdem ein paar Ideen.
Die Jakobswege sind immer sehr gut geeignet, weil sie Infrastruktur haben, die sich Hikern angepasst hat. Sprich: Handwäsche, Abendessen im Hostel, Jugendherbergen und andere Stockbettangebote.
Zum Einstieg empfiehlt sich ein Hike wie der Caminho Português von Porto nach Santiago. Nein, keine Angst, Du musst nicht im Religionsunterricht aufgepasst haben, etwa 80% aller Pilger auf den Jakobswegen sind nicht aus religiösen Gründen unterwegs. Zwar beginnt dieser in Lissabon, aber man kann auch in Porto einsteigen. Von da sollte man den „Senda Litoral“ laufen, welcher immer an der Küste entlang geht. Die 250 Kilometer kann ein Ultrahiker in fünf bis sechs Tagen, wer Spaß haben will aber auch in zehn ablaufen.
Hierzu mache ich bald nochmal eine Seite mit Vorschlägen.
Und was nun?
2024 und -25 werde ich ein paar meiner Ultrahikes hier hochladen. Ganz besonders interessiert mich hier auch die Technologie, die solche Dinger einfacher machen, also ist das auch das Ziel des Ganzen: Uhren, Ringe, Armbänder, Handies, und andere Spielsachen ausprobieren und mal schauen, was so unten rum rauskommt.
Wer sich mehr für den Sport interessiert, ich bin ⁂ @mikka im Fediverse. Holla, und wir reden.