Naja, halt ein Stein der anscheinend von einem Riesen hier hingeworfen wurde...
unterwegs
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Raus aus Villafranca del Bierzo
Bierzo, eine kleinere Provinz innerhalb der autonomen Provinz Castille y León, ist wunderschön. Was leider etwas davon überschattet wird, dass man drei Tage lang, so lange man hier wandert, immer an einer dicken Verkehrsader entlangläuft.
Ich mache heute etwas ganz Ungewohntes: Ich fahre mit dem ICE nach Hamburg. Also nicht Hamburg, die Stadt mag ich, und sie ist neben München die einzige deutsche Stadt, in der ich wohnen wollen würde, aber den ICE-Teil. Weil ich sonst, seit ich keine BC100 mehr habe, ja D‑Ticket fahre.
Auf der Strecke von München sind jetzt, gegen 6:30 Uhr, schon 8 (!) Verbindungen als „fällt aus“, „Halt nicht möglich“ oder „Anschlusszug wird nicht erreicht“ markiert (kein Wunder, und auch egal, weil der Vorzug ja ausfällt).
Also 140 € in die Hand genommen, ICE gebucht.
140 Euro. Das ist das verfügbare Wochen-Einkommen einer Familie in vielen Teilen Deutschlands. Das sind sechs Stunden Nachtschicht für eine Pflegehilfe. Wer in Deutschland von München nach HH und zurück reist, der zahlt mehr als der Bund beim Bürgergeld für jährliche Kleidungsausgaben zugrunde legt.
Und was bekomme ich für meine 140 €? Ach, ja, „heute 90 Minuten später und ohne Halt in...“ natürlich. Zum Glück muss ich da nicht hin, wo diesmal nicht gehalten wird. Der Mann neben mir schon, und er sieht nicht happy aus. Jetzt muss er vorher raus, seine beiden Koffer in einen RB überführen und hoffen, dass er noch zum Check-In ins Hotel kommt. Weiß ich, weil er ins Handy schnieft.
Außen liegen die Wiesn-Leichen und versuchen, ganz schnell Schlaf zu bekommen, zwischen den eng getakteten DB‑„Sicherheit“ (habe mich im Leben selten so unsicher gefühlt wie in deren Präsenz, und ich war in Afghanistan und Favelas in Brasilien bei Nacht) Patrouillen und der Polizei.
Im Zug stinkt’s auch nach Bier und Schweiß und „im Oanser nix abkriegt“, was so in etwa wie „im Berghain keinen Kokser gesehen“ ist, also statistisch unmöglich. Außer, naja, hier sitzen sie, die, die eigentlich gehofft hatten, neben Brathendl, Moaß, und Wiesn-Koks, auch ein bisschen biblische fleischliche Kenntnis abzubekommen. Nicht wenige davon noch im Plastik-Dirndl oder Jeans und Rotkariertem aus dem Discounter in Hannover oder Oldenburg, mit den Flecken, die eine Nacht der Exzesse halt so mit sich bringt. Bayern wissen immerhin, wie man sich nicht aufs Gwand speibt. „Erst s’Loaberl runter, dann s’Bier aussi“, wie schon der fünfjährige Schorsch hier lernt.
Gestern bin ich von Pforzheim nach München zurückgefahren. Mit dem D-Ticket (wer will schon über 100 € für sowas ausgeben, mit dem Auto wär’s billiger), also viermal umsteigen.
Normalerweise viermal. Gestern: neun Mal. Erst weil der Zug außerplanmäßig geendet ist, dann weil wir so viel Verspätung hatten, dass der Zugbegleiter uns den Zug am Gegengleis nahegelegt hat, dann weil der nächste Zug überfüllt war, und fast die Hälfte raus und auf den nächsten warten musste, dann weil der Zug von Aalen hinter Aalen stehen geblieben und nach Aalen zurückgefahren ist. Der RE nach München ist dann noch einmal in Augsburg unplanmäßig geendet, und der von Augsburg nach München hatte nicht nur Hunderte von Wiesn-Besuchern an Bord, sondern auch 103 Minuten Verspätung.
Und dafür wollen die schon wieder mehr Geld?
Hospitaller Church, Cizur Menor
One of the few remaining castle-churches of the Knights Hospitaller (the Sovereign Military Order of Malta) in Spain. After the expulsion of the Knights Templar in 1308 (and before that), SMOM secured the way and provided hospital and other services to pilgrims in Europe and Jerusalem.